Equinox – St. Michael – Herbsttag- & Nachtgleiche
Ein Textauszug von Omraam Mikhael Aivanhov:
Der 22. September ist der Tag der Herbst-Tagundnachtgleiche, die der Erzengel Michael regiert. Die Sonne tritt dann in das Zeichen der Waage ein und eröffnet so einen neuen Zyklus. Die Früchte fallen von den Bäumen und trennen sich von ihren Hüllen, die Körner werden verlesen und je nachdem gegessen oder aufbewahrt. Später werden sie gepflanzt, damit ein neuer Zyklus beginnen kann. Dieser Trennungs- und Ausleseprozess in der Natur betrifft aber nicht ausschließlich die Vegetation, sondern auch den Menschen. Wie sich die Frucht vom Baum und der Same von der Frucht trennen, so trennt sich auch die Seele vom Körper, wenn nicht auf der physischen, so wenigstens auf der spirituellen Ebene. Der Körper stellt die Hülle dar und die Seele den Samen, der oben im Himmel gesät wird. Am Tage, an dem diese Frucht – der Mensch – reif ist, muss sie nicht wie der Same einer Pflanze wieder in den Boden zurück, sondern darf zum Himmel aufsteigen. Im Herbst findet die Trennung statt, die Hermes Trismegistos meint, wenn er sagt: »Du sollst das Feine vom Groben scheiden, und zwar sanft und mit großer Kunstfertigkeit«. Das Feine vom Groben trennen bedeutet, das Spirituelle vom Materiellen trennen. Im Herbst findet dieser Trennungsprozess in der gesamten Natur statt, um neues Leben vorzubereiten. Genau wie Erzengel Michael die Seele vom Körper trennt, indem er den Körper sterben lässt, genauso lässt der Eingeweihte eine Materie in sich absterben, damit sich das Leben befreien kann.
Die Trennung ist ein Gesetz des Lebens. Denkt nur an die Ernährung. Es gibt immer wieder etwas auszulesen, zu putzen und zu schälen, und das, was wir auf der materiellen Ebene so leicht tun, müssen wir auch auf der spirituellen Ebene tun können. Leider ist es dort sehr schwierig. Die meisten Leute wissen nicht, was sie wegnehmen oder hinauswerfen sollen und schlucken alles, so wie die Katze die Maus mit Fell und Eingeweide verschlingt! Das müssen wir also jetzt bei Erzengel Michael lernen, das Auslesen, das Unterscheiden; das Reine vom Unreinen, das Nützliche vom Unnützen, das Schädliche vom Wohltuenden, das Tote vom Lebendigen. In einem Mangel an Unterscheidungsvermögen liegt die Ursache allen Unheils.
Erzengel Michael trennt die Seele vom Körper, denn die Seele muss reisen, andere Regionen des Weltenraumes aufsuchen, statt ewig auf der Erde zu verweilen. Der Eingeweihte, der die Natur beobachtet hat, sagt sich: »Meine Seele ist gefesselt, wie kann ich sie befreien? Wie kann ich sie aus dieser dichten Materie herauslösen?« Man muss darauf warten, bis sie reif ist. Dann wird Erzengel Michael sie aus ihrer Schale befreien. Das Michaelsfest hat einen außerordentlich tiefen Sinn für diejenigen, die verstanden haben, dass es ihnen die vollständige Befreiung bringen kann.
Der Tod, das Verlassen des physischen Körpers ist ein Aufstieg zu den höheren Regionen. Die Seele wird von Erzengel Michael weggetragen und von ihm auf seiner Waage gewogen. Sein Schwert durchtrennt die Bande, die den Menschen auf der Erde zurückhielten, dann wird die Seele gewogen, gerichtet und in die ihrer Entwicklungsstufe entsprechende Region geschickt.
Die Kräfte, die Erzengel Michael regiert, sind Kräfte des Gleichgewichts und der Gerechtigkeit, also des Unterscheidungsvermögens zwischen Gut und Böse, mit dem Ziel, das Gute zu befreien und das Böse umzuwandeln. Gut und Böse sind aber derart verflochten, dass man sie nicht vorzeitig voneinander trennen kann, ohne dass Risse dabei entstehen würden. Die Kunst, Gegensätze voneinander zu trennen, ist die schwierigste, die es gibt. Seit eh und je haben sich die Eingeweihten von der Natur in dieser Kunst unterweisen lassen. Man kann die Nuss nicht von ihrer Schale trennen, doch die Natur weiß, wie sie es machen muss: Sie bringt die Frucht zur Reife, die Schale öffnet sich von selbst und die Nuss befreit sich. Dasselbe geschieht mit dem Kind im Mutterleib. Es ist mit ihr verbunden und man kann es nicht frühzeitig von ihr trennen, sonst sterben beide. Wenn man aber wartet, fällt die Frucht von selbst und man kann das Band zwischen Mutter und Kind durchtrennen. Diese Trennung ist ein Symbol der Reife.
Denkt an die Parabel vom Unkraut und dem Weizen im Evangelium. Der Besitzer des Feldes antwortete seinen Arbeitern auf die Frage ob sie das Unkraut zwischen den Weizenhalmen ausreißen sollten: »Nein, sonst reißt ihr zusammen mit dem Unkraut den Weizen aus. Lasst beides bis zur Ernte wachsen. Wenn dann die Zeit der Ernte da ist, werde ich den Arbeitern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel, um es zu verbrennen. Den Weizen aber bringt in meine Scheune.« Die Zeit der Ernte ist die Zeit, in welcher die Früchte reif sind. Um das Gute vom Bösen trennen zu können, muss man also diese Zeit abwarten. Diese Trennung ist das Werk des Erzengels Michael.
Erzengel Michael ist es, der die entscheidende Rolle beim Reinigungsprozess der Erde spielen wird. Im Laufe der Jahrhunderte hat eine Vielzahl schädlicher Wesen unermessliche zerstörerische Kräfte verbreitet. Diese Kräfte haben sich in einem Reservoir angesammelt und die Form eines Ungeheuers angenommen, das man Drache oder Schlange nennt. Von diesem Ungeheuer wird gesagt, es verleite die Nationen, führe die Kinder Gottes auf Irrwege und erschaffe alles Unheil der Menschheit. Dieses Egregore besitzt eine ungeheure Kraft. In der Vergangenheit haben kühne, selbstlose Menschen einen unerbittlichen Kampf gegen den Drachen geführt. Bis heute ist es aber keinem gelungen, den Sieg davonzutragen. Wenn die Zeit aber reif ist, wird Erzengel Michael sich erheben und ihn zu Boden werfen. Erzengel Michael ist der Einzige, der dieses Egregore besiegen kann. Mit Hilfe seines Heeres wird er verwirklichen, was so viele seit Jahrhunderten vom Schöpfer erbitten. Seine Tat ist in der Apokalypse und in den heiligen Büchern vorhergesagt worden. Aus diesem Grunde müssen wir uns mit Erzengel Michael verbinden, ihn um seinen Schutz bitten und um die Möglichkeit, mit ihm wirken zu dürfen, um seinen Sieg zu verstärken. Das Licht wird die Finsternis überwinden, das ist vorausgesagt und so wird es sein. Warum sollte man also nicht an diesem Ereignis teilnehmen wollen? Die Kinder Gottes, deren Namen in der Liste derer stehen werden, die am Kampf des Erzengels Michael teilgenommen haben, dem Genius der Sonne, einer der lichtvollsten Kräfte Gottes, werden den Kuss des Feuerengels empfangen. Und dieser Kuss wird sie nicht verbrennen, sondern erleuchten.
Weitere Informationen zu Omraam M. Aivanhovs Arbeit findest Du unter https://prosveta.de